Praxis Profit steigern mit dem Porter’s 5-Kräfte-Modell
Porter 5 forces praxis profit

Ein umfassender Leitfaden für medizinische Unternehmer

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Medizinische Unternehmer, darunter Ärzte, Physiotherapeuten und Heilpraktiker, stehen vor einer Vielzahl von Herausforderungen, wenn sie ihre eigene Praxis aufbauen oder erweitern wollen. Eine Schlüsselherausforderung ist die Strategieentwicklung, die eine umfassende Branchenanalyse erfordert. Hier kommt das Porter’s 5-Kräfte-Modell ins Spiel. Es ist ein wirksames Instrument zur Durchführung einer tiefgreifenden Branchenstrukturanalyse und zur Formulierung einer effektiven Geschäftsstrategie. Wir schauen uns praxisorientiert an, wie dieses Modell angewendet werden kann, um gezielte Maßnahmen abzuleiten, die die eigene Wettbewerbsfähigkeit steigern. Dabei schlüpfen wir in den Schuh von Joe einem jungen selbstständigen Physiotherapeuten.

Überblick über Porter’s 5-Kräfte-Modell

Das Porter’s 5-Kräfte-Modell, das von Harvard Business School-Professor Michael Porter entwickelt wurde, ist einer der Eckpfeiler der Betriebswirtschaftslehre. M. Porter beschreibt es umfänglich in seinem Buch “Competitive Strategy: Techniques for Analyzing Industries and Competitors” von 1980. Es bietet einen Rahmen zur Analyse des Wettbewerbsniveaus innerhalb einer bestimmten Branche, um die potenzielle Rentabilität einer Branchenstrategie zu ermitteln.

Das Modell unterteilt die Marktstruktur in fünf Wettbewerbskräfte, die es separat zu analysieren gilt um ein umfassendes Bild der jeweiligen Branchenstruktur zu bekommen:

Bedrohung durch neue Anbieter

Diese Kraft bezieht sich auf das Potenzial neuer Unternehmen, in den Markt einzutreten und den bestehenden Wettbewerb zu erhöhen. Faktoren wie Markteintrittsbarrieren, Markenloyalität der Kunden und Zugang zu Vertriebskanälen bestimmen diese Bedrohung.

Verhandlungsmacht der Lieferanten

Hier geht es darum, wie stark die Lieferanten ihre Preise und Bedingungen diktieren können. Wenn es nur wenige Anbieter für wichtige Rohstoffe oder Dienstleistungen gibt oder wenn die Kosten für den Wechsel zwischen Lieferanten hoch sind, steigt die Verhandlungsmacht der Lieferanten.

Verhandlungsmacht der Abnehmer

Dies bezieht sich auf die Fähigkeit der Kunden, Preise zu drücken oder Bedingungen zu beeinflussen. Wenn Kunden zahlreich sind, transparente Informationen haben oder die Kosten für den Wechsel zwischen Anbietern niedrig sind, steigt ihre Verhandlungsmacht.

Bedrohung durch Ersatzprodukte

Hier wird untersucht, wie leicht Produkte oder Dienstleistungen durch Alternativen ersetzt werden können. Je mehr Substitute verfügbar sind und je attraktiver sie sind, desto größer ist die Bedrohung für die Branche.

Rivalität unter den bestehenden Wettbewerbern

Diese Kraft betrifft den Grad des Wettbewerbs zwischen den bestehenden Unternehmen in der Branche. Faktoren wie Anzahl und Diversität der Wettbewerber, differenzierte Produkte und Dienstleistungen sowie Marktanteile bestimmen die Intensität des Wettbewerbs.

Ein tiefes Verständnis dieser fünf Kräfte ermöglicht medizinischen Unternehmern, ihre Strategie entsprechend anzupassen, um ihre Marktposition zu stärken und ihre langfristige Rentabilität zu verbessern.

Relevanz für medizinische Unternehmer

Im Gesundheitssektor, insbesondere in der Physiotherapie, sind die Wettbewerbskräfte von entscheidender Bedeutung für den Erfolg einer Praxis. Die Verhandlungsmacht von Lieferanten und Abnehmern, die Bedrohung durch neue Anbieter und Ersatzprodukte sowie die Rivalität unter den bestehenden Wettbewerbern können alle erheblichen Einfluss auf die Leistungsfähigkeit und das Wachstum einer physiotherapeutischen Praxis haben. Vor allem ist das für die jeweilige Region eines medizinischen Unternehmer zu beurteilen.

Die Verhandlungsmacht der Abnehmer (Patienten) ist in der Physiotherapie besonders relevant, da sie direkt mit der Zufriedenheit der Patienten und ihrer Bereitschaft, die Dienstleistungen der Praxis in Anspruch zu nehmen, verbunden ist. Patienten können Preisdruck ausüben, insbesondere wenn sie alternative Therapieoptionen oder Krankenversicherungen nutzen, die eine begrenzte Deckung bieten. Darüber hinaus können Patienten zunehmend qualitativ hochwertige Dienstleistungen und eine personalisierte Behandlung fordern, was die Praxis dazu bewegt, ihre Angebote kontinuierlich zu verbessern und anzupassen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Die Bedrohung durch Ersatzprodukte ist ein weiterer wichtiger Aspekt für physiotherapeutische Praxen. In einer sich ständig weiterentwickelnden Gesundheitslandschaft können alternative Therapieansätze oder Technologien entstehen, die die traditionellen Physiotherapiebehandlungen ergänzen oder ersetzen könnten. Dies könnte die Form von virtuellen Rehabilitationsprogrammen, Heimtrainingsgeräten oder anderen innovativen Lösungen annehmen, die die Patientenpräferenzen beeinflussen und die Nachfrage nach herkömmlichen physiotherapeutischen Dienstleistungen verringern könnten. Um dieser Bedrohung zu begegnen, müssen Physiotherapeuten sich über neue Entwicklungen in ihrem Bereich auf dem Laufenden halten und ihre Praxis gegebenenfalls anpassen, um relevant und attraktiv zu bleiben. Hier gilt es diese Analyse jährlich oder alle zwei Jahre aufs neue durchzuführen.

Darüber hinaus können die Verhandlungsmacht der Lieferanten und die Bedrohung durch neue Anbieter die Betriebskosten und den Wettbewerbsdruck für eine physiotherapeutische Praxis erhöhen. Die Verfügbarkeit von qualitativ hochwertigen Ausrüstungen, Materialien und Ressourcen zu angemessenen Preisen kann die Rentabilität der Praxis beeinflussen. Ebenso können neue Wettbewerber in den Markt eintreten und die Marktanteile aufteilen, was zu einem intensiveren Wettbewerb und möglicherweise zu einem Druck auf die Preise führt.

Insgesamt ist das Verständnis und die Berücksichtigung der Wettbewerbskräfte nach Porters Fünf-Kräfte-Modell für medizinische Unternehmer in ihrer jeweiligen Region, insbesondere Physiotherapeuten, von entscheidender Bedeutung, um eine langfristige Wettbewerbsfähigkeit und Rentabilität ihrer Praxis sicherzustellen. Durch eine gründliche Analyse und Anpassung an diese Kräfte können sie strategische Entscheidungen treffen, um ihre Wettbewerbsposition zu stärken und langfristigen Erfolg zu erzielen.

Unsere Persona für das 5 Kräfte Modell von Porter

Name: Joe

Alter: Mitte dreißig

Beruflicher Hintergrund: Joe hat vor fünf Jahren seine eigene Physiotherapiepraxis in einem Vorort in Deutschland eröffnet. Er hat eine solide Ausbildung in Physiotherapie und einige Jahre Erfahrung in verschiedenen Kliniken und Praxen gesammelt, bevor er sich selbstständig gemacht hat.

Aktuelle Situation: Joes Praxis beschäftigt zwei angestellte Physiotherapeuten und hat sich hauptsächlich auf die Behandlung von Kassenpatienten spezialisiert. Er ist stark vom gesetzlichen Krankenversicherungssystem abhängig und spürt den Druck, seinen Umsatz zu steigern und seine Rentabilität zu verbessern, um langfristig erfolgreich zu sein. Er hat erkannt, dass er wenig Zeit hat, um seine Praxis weiterzuentwickeln, da er durch die tägliche Arbeit stark beansprucht ist.

Herausforderungen: Joe steht vor der Herausforderung, die Verhandlungsmacht seiner Praxis gegenüber den Kassenpatienten zu stärken, um den Preisdruck zu mindern und eine nachhaltige Rentabilität zu gewährleisten. Darüber hinaus möchte er seine Abhängigkeit vom gesetzlichen Krankenversicherungssystem reduzieren und alternative Einnahmequellen erschließen. Er erkennt auch die Bedeutung einer effektiven Kostenkontrolle und des Aufbaus robuster Lieferantenbeziehungen, um die Betriebskosten zu senken.

Ziele: Joes Hauptziel ist es, seine Praxis langfristig erfolgreich und rentabel zu machen. Er strebt danach, eine starke Verhandlungsmacht gegenüber den Kassenpatienten aufzubauen, um eine nachhaltige Rentabilität zu gewährleisten, und gleichzeitig alternative Einnahmequellen zu erschließen, um seine Abhängigkeit vom gesetzlichen Krankenversicherungssystem zu verringern.

Interessen und Werte: Joe ist leidenschaftlich daran interessiert, seinen Patienten hochwertige Pflege und Therapie anzubieten und ihre Lebensqualität zu verbessern. Er ist bestrebt, seine Praxis kontinuierlich zu verbessern und sich den Herausforderungen des sich ständig verändernden Gesundheitsmarktes anzupassen, um seinen Patienten die bestmögliche Versorgung zu bieten.

Charakteristische Merkmale: Joe ist motiviert, engagiert und zielorientiert. Er ist bereit, Herausforderungen anzunehmen und neue Strategien zu entwickeln, um seine Ziele zu erreichen. Er ist jedoch auch bewusst, dass er Unterstützung und Ressourcen benötigt, um seine Praxis erfolgreich weiterzuentwickeln.

Praktischer Leitfaden zur Umsetzung für medizinische Unternehmer

Um das Porter’s 5-Kräfte-Modell effektiv umzusetzen, geht Joe folgendermaßen vor:

Schritt 1: Branchenstrukturanalyse

Joe beginnt damit, eine gründliche Analyse der Physiotherapiebranche durchzuführen, in der er tätig ist. Er untersucht die aktuellen Trends, die Hauptakteure auf dem Markt und die Dynamik zwischen verschiedenen Anbietern. Dazu liest er Branchenpublikationen, sucht nach Marktforschungsberichten und wendet sich möglicherweise an Branchenverbände oder Experten, um Einblicke in den Markt zu erhalten. Zusätzlich geht er das Angebot anderer Physiotherapeuten in seiner Region durch, um zu beurteilen, welche Zielgruppen angesprochen werden und wo gegebenenfalls noch Niechenpotential vorhanden ist.

Schritt 2: Identifizierung und Bewertung der fünf Kräfte

  1. Bedrohung durch neue Anbieter: Joe erkennt, dass die Bedrohung durch neue Anbieter in seiner Branche relativ gering ist. Die Markteintrittsbarrieren sind hoch, da die Gründung einer eigenen Physiotherapiepraxis eine solide Ausbildung, behördliche Genehmigungen und erhebliche Kapitalinvestitionen erfordert. Zusätzlich gibt es bereits etablierte Praxen in seiner Region, die eine gewisse Marktmacht haben und die Einführung neuer Wettbewerber erschweren könnten.
  2. Verhandlungsmacht der Lieferanten: Joe erkennt, dass seine Praxis von verschiedenen Lieferanten abhängig ist, um Ausrüstung, Verbrauchsmaterialien und andere Ressourcen zu beschaffen. Er analysiert die Anbieterlandschaft und erkennt, dass es eine Vielzahl von Lieferanten gibt, die ähnliche Produkte anbieten. Er ist jedoch besorgt über die steigenden Kosten für physiotherapeutische Ausrüstung und Materialien und bemüht sich, seine Verhandlungsmacht zu stärken, um günstigere Preise zu erzielen.
  3. Verhandlungsmacht der Käufer: Joe erkennt, dass die Verhandlungsmacht der Käufer, insbesondere der Kassenpatienten, hoch ist. Da die meisten seiner Patienten über die gesetzliche Krankenversicherung versichert sind, sind sie preissensibel und achten darauf, dass sie die von ihnen benötigten Leistungen zu einem niedrigen Preis erhalten. Joe erkennt die Notwendigkeit, seine Angebote und Preise so anzupassen, dass sie wettbewerbsfähig bleiben, während er gleichzeitig sicherstellt, dass seine Praxis rentabel bleibt.
  4. Bedrohung durch Ersatzprodukte: Joe ist sich bewusst, dass es alternative Therapieansätze und Behandlungsmethoden gibt, die potenzielle Substitute für die Physiotherapie darstellen könnten. Dazu gehören alternative Medizinpraktiken, Sport- und Bewegungstherapie sowie Technologien wie virtuelle Rehabilitation. Er erkennt die Bedeutung, seine Dienstleistungen kontinuierlich zu verbessern und differenzierende Merkmale anzubieten, um die Attraktivität seiner Praxis für Patienten zu erhöhen und die Bedrohung durch Substitute zu mindern.
  5. Intensität des brancheninternen Wettbewerbs: Joe analysiert den Wettbewerb in seiner Region und erkennt, dass die Intensität des Wettbewerbs hoch ist. Es gibt bereits mehrere Physiotherapiepraxen in seinem Vorort, die ähnliche Dienstleistungen anbieten. Um sich in diesem wettbewerbsintensiven Umfeld zu behaupten, erkennt Joe die Bedeutung einer differenzierten Positionierung und einer starken Kundenbindung, um seine Marktpräsenz zu stärken.

Schritt 3: Strategieentwicklung

Basierend auf seiner Analyse entwickelt Joe seine Geschäftsstrategie weiter. Er erkennt, dass er seine Verhandlungsmacht gegenüber den Kassenpatienten stärken muss, um eine nachhaltige Rentabilität seiner Praxis zu gewährleisten.

Aus diesem Kontext heraus überlegt Joe sich weitere strategische Maßnahmen, die diesen Wettbewerbsfaktor gezielt zu seinen Gunsten beeinflussen.

  1. Differenzierte Dienstleistungen anbieten: Joe überlegt sich zusätzliche Dienstleistungen und Behandlungsoptionen anzubieten, die über die Standardleistungen hinausgehen und einen Mehrwert für Selbstzahler und Privatpatienten bieten. Dazu könnten spezielle Therapieprogramme für Sportverletzungen, präventive Gesundheitschecks oder Wellnessangebote gehören.
  2. Marketing für Selbstzahler und Privatpatienten: Mit gezieltem Marketing, ist Joe in der Lage Selbstzahler und Privatpatienten anzusprechen. Dazu gehört die Nutzung verschiedener Kanäle wie Social Media, lokale Werbung und Empfehlungen von Ärzten und anderen Gesundheitsdienstleistern, um seine Praxis bekannter zu machen und potenzielle Privatpatienten anzuziehen.
  3. Qualitätsverbesserung und Patientenerfahrung: Eine hohe Qualität der Dienstleistungen und eine positive Patientenerfahrung sind entscheidend, um Privatpatienten anzulocken und zu binden. Joe überlegt sich in Schulungen seines Teams zu investieren, um sicherzustellen, dass die Patienten eine erstklassige Behandlung und einen exzellenten Service erhalten, was dazu beiträgt, die Kundenzufriedenheit zu steigern und die Wahrscheinlichkeit von Weiterempfehlungen zu erhöhen.
  4. Netzwerkaufbau mit Versicherungsunternehmen und Unternehmen: Joe könnte Partnerschaften mit Versicherungsunternehmen oder Unternehmen eingehen, um eine größere Anzahl von Privatpatienten anzusprechen. Dies könnte die Abdeckung seiner Leistungen durch private Krankenversicherungen erleichtern oder die Möglichkeit bieten, Firmenangebote für Mitarbeitergesundheit anzubieten.
  5. Transparente Preisgestaltung und Zahlungsoptionen: Durch die Bereitstellung transparenter Preisinformationen und flexibler Zahlungsoptionen könnte Joe das Vertrauen der Selbstzahler und Privatpatienten gewinnen. Er könnte Paketangebote oder Rabatte für Selbstzahler einführen und flexible Zahlungspläne anbieten, um die finanzielle Belastung für Privatpatienten zu verringern.

Darüber hinaus erkennt Joe, dass er seine Verhandlungsmacht gegenüber Lieferanten stärken muss, um die Kosten seiner Praxis zu senken. Er beginnt, alternative Lieferquellen zu identifizieren und Beziehungen zu mehreren Anbietern aufzubauen, um eine bessere Preisgestaltung zu erzielen und die Abhängigkeit von einzelnen Lieferanten zu verringern.

Alleine aus diesen Gesichtspunkten hat Joe genügend Maßnahmen entwickelt, die er in seine Jahresplanung mit Prioritäten integrieren kann. Hierbei muss er nicht alles gleichzeitig angehen, sondern neben seinem Praxisalltag kontinuierlich ein Punkt nach dem anderem angehen. Somit kann er beruhigt sein, dass seine Praxis dem Wettbewerbsdruck gewappnet ist.

Schritt 4: Überprüfung und Anpassung

Joe versteht, dass der Markt und die Wettbewerbskräfte sich im Laufe der Zeit ändern können. Daher plant er regelmäßige Überprüfungen seiner Strategie, um sicherzustellen, dass sie weiterhin relevant und effektiv ist. Er richtet interne Prozesse ein, um wichtige Kennzahlen zu verfolgen und externe Marktänderungen zu beobachten, um schnell auf Veränderungen reagieren zu können und seine Praxis erfolgreich weiterzuentwickeln.

Abschlussbemerkungen

Das Porter’s 5-Kräfte-Modell bietet medizinischen Unternehmern ein kraftvolles Werkzeug zur Strategieentwicklung. Durch die Berücksichtigung der fünf Wettbewerbskräfte können sie bessere Geschäftsentscheidungen treffen und ihre langfristige Rentabilität steigern.

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